Corona Tagebuch Tag 6

Die Rotwein-Chips-gutes Programm Strategie zeigte wieder Wirkung. Wenn das standardmäßig guten Schlaf bringt, fürchte ich um meine Linie und meinen Status. Alkoholiker wollte ich dann doch nicht werden.

Hals und Rachen sind gewohnt staubtrocken und wund. Trotzdem gönne ich mir zum Frühstück selbst gebackenes Brot – oder vielmehr vom Brotbackautomaten gebackenes. Ich habe immerhin die Zutaten hineingeworfen. Ich bin froh, dass ich mir zwei Brotbackmischungen auf Lager gelegt habe, denn in unserem Brotschrank herrschte gähnende Leere und die Haferflocken gehen auch zur Neige.

Wir sind mit tiefgefrorenem Gemüse und Fleisch ausgestattet, Nudeln, Reis und Kartoffeln sind da, aber die verderblichen Sachen wie Wurst, Käse, Brot und Milch sind limitiert.

Wenn ein Haushalt unter Quarantäne steht, ist das ein ernstes Problem. Ich weiß, ich könnte jederzeit beim Helferkreis Zossen anfragen, genauso wie bei unserem Lieblingsnachbar, der Taverna Pella, aber diesen Luxus hat ja nicht jeder Haushalt.

Der Kontakt zu unseren anderen Nachbarn ruht, die beiden sind jenseits der 80 und ich mag auch nicht über den Zaun rufen. Ich würde es mir nie verzeihen, wenn die beiden wegen mir krank würden.

Ich frage mich, wie das Leute aus der Stadt machen, die in so einem Hochhaus wohnen, in dem keiner den anderen kennt und die dann irgendwie klar kommen müssen.

Im Laufe des Tages beginnt sich meine Nase zuzusetzen und zu laufen, da ich gelesen habe, dass dies keine Covid-19 typische Reaktion ist (das Nase laufen), habe ich mir wohl wirklich beim Herumlaufen ohne Jacke draußen noch zusätzlich etwas weggeholt.

Mein Ehemann, der eigentlich Mitleid zeigen sollte, hat keins. „Selbst schuld.“ ist seine Reaktion. Warte ab, bis du krank wirst, denke ich mir 🙂 Er hat vermutlich schon Mitleid, aber zeigt es nicht, so als erzieherische Maßnahme. Dafür ist es bei mir vermutlich zu spät. Ich gelobe mir zwar zum tausendsten Mal Besserung, aber wie ich mich kenne, ist das in zwei Wochen vergessen.

Ich frage vorsichtig bei der Taverna nach, wann dort das nächste Mal eingekauft wird und bekomme den Auftrag eine Liste zu erstellen. Ob ich heute noch etwas brauche. Nein, alles gut, so schlimm ist es nicht. In solchen Zeiten merkt man, dass es gut ist, gute Nachbarschaft zu pflegen und sich gegenseitig zu unterstützen, auch in Nicht-Krisenzeiten.

Ich klopfe mir auf die Schulter, weil ich ein hilfsbereiter Mensch bin und leide immer mehr unter Luftnot durch die Nase. Als reiner Nasenatmer ist das grauslich.

Fieber hab ich keines, ansonsten geht es mir gut. Husten wird etwas stärker, aber immer noch nur 2-3mal pro Stunde. Nichts ernstes.

Abends verzichte ich auf den Wein, der würde das mit der Nase nur verschlimmern. Stattdessen versuche ich es so, ziehe mir eine Wollmütze an, damit die Stirn warm bleibt, das hilft meist, dass sich die Sache nicht verfestigt. Mit Mütze und CPAP Maske wird die Nacht zum Abenteuer. Ich stehe dann irgendwann auf, mache mir Tee. Pfefferminze, Eukalyptus, Salbei, Wegwarte und Thymian. Außer dem Eukalyptus alles aus dem eigenen Garten. Drei Becher voll trinke ich mit jeweils einem halben Teelöffel Honig und kann dann ins Bett wanken und 3 Stunden tief durchschlafen. Immerhin.

Fortsetzung Tag 7

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