Nostalgie – St. Laurentius Kirmes in Daun

Feuerwerk

Ich bin jedes Jahr mit meinen Kindern auf die Dauner Kirmes gefahren. Es war immer ein aufregendes Spektakel, vor allem weil sie lange aufbleiben konnten, wir mussten ja das Feuerwerk sehen.

Als die Kinder aus dem Haus waren, zog ich nach Zossen in Brandenburg – wegen Job und Liebe. Aber alle paar Jahre kehre ich zurück und besuche die Dauner Kirmes. Ich vermisse die Eifel, die Menschen hier, die Lebensart und auch die Kirmes. Im Osten gibt es den „Rummel“, aber das ist nicht vergleichbar. Ich lache höhnisch, wenn das irgendjemand im Osten versucht.

Da bin ich also. Zurück in Daun. Meine Tochter lebt hier und wir fahren gemeinsam. Ein Freund hat uns einen Parkplatz besorgt und wie damals gehen wir zu Fuß am Hämmer vorbei – nebenbei, wer hat den denn so verändert? – lassen den Edeka rechts liegen und kommen dann an der Kirmes an.

Von diesem Moment an könnte man mit geschlossenen Augen über die Kirmes gehen und alle paar Meter stehen bleiben und genau sagen, was für ein Wagen oder Stand dort ist. Der Rengener Bierstand, altbekannt, hier wird der erste Stopp gemacht und etwas zu trinken besorgt. Im Stand die Kids von früher, die ich seit der Schulzeit meiner Kinder kenne, jetzt längst erwachsen und teilweise selber schon Eltern. Der kleine, struwwelige und schüchterne Knabe von damals ist heute männlich, selbstbewusst und trägt Bart. Ich lächle vor mich hin als meine Tochter die Getränke holt, begrüße selber die alten Bekannten, die teilweise schon mit schütterem Haar zu kämpfen haben.

Weiter geht es – wie immer das Übliche: Vor den Bierständen ist kein Durchkommen, sie sind wie immer auf allen Seiten bedrängt. Die Gasse hindurch kommt einem jedes Jahr aus Neue vor wie ein verstopftes Rohr. Man kämpft sich durch und lässt den Bierstand 3 Meter hinter sich und steht quasi im Freien. Leere Bänke laden zum Sitzen ein, aber nein, wir müssen weiter. Nach dem ersten Bier – bei mir diesmal Wasser, ich muss fahren – muss gegessen werden. Der Backfischstand an der alten Stelle, genau wie Softeis, Reibekuchen, Chinamann und Crepes. Die Losbude, Autoscooter, Wurfbude. Neu ist der „Hau den Lukas“, der herzerfrischend marktschreierisch für den Stand wirbt. Schade, ich bin Frau, ich muss nix hauen, ich hätte ihm einen Kunden gegönnt.

Das obligatorische „Ich muss gleich kübeln!“ Karussell ist diesmal sehr klein, dafür steht daneben ein „Action Haus“. Schon vor vielen Jahren wurde oben das Kettenkarussell von einem Hüpfding abgelöst, mit dem ich nichts anfangen kann. Ich werde alt.

Es werden Crepes gekauft und es geht weiter, am Schwimmbad vorbei, wo eine echt gute Liveband spielt. Queen. „Mama, just killed a man – Put a gun against his head – Pulled my trigger, now he’s dead – Mama, life had just begun – But now I’ve gone and thrown it all away“

Wir singen mit, uns gegenseitig anlachend und gehen weiter Richtung Volksbank, damit ich das Feuerwerk filmen kann. Daheim muss ich bei jedem Feuerwerk neben meinem Hund sitzen und ihn trösten. Er hat panische Angst vor Feuerwerk. Jetzt kann ich es ohne Gewissensbisse genießen und meinem Göttergatten dann den Film zeigen.

Meine Tochter und unser Begleiter halten mich für leicht verrückt, aber so kennen sie mich ja schon etwas länger.

Das Feuerwerk war schön, nicht so lang wie früher, aber mittlerweile müssen alle Kommunen sparen und blasen nicht mehr so viel Geld in den Himmel. Wegen der Angst der Kleinkinder und Tiere wird es vielleicht bald kein Feuerwerk mehr geben, nur Silvester an einigen Orten. Ich bin froh, dass ich es auf Video habe. Ich bedaure die Entwicklung und begrüße sie auch, als Frauchen eines panischen Tieres hat man sehr zwiespältige Gefühle.

Zurück zur Kirmes, wo uns dann auch die Vierte im Bunde findet. Nachdem wir uns wieder hochgeboxt haben, landen wir bei den Reibekuchen, machen einen Abstecher auf die Toilette im Kino und besorgen uns ein paar Cocktails. Backfisch essen wir einen anderen Tag, genau wie Champignons und Schoko-Erdbeeren. Dann werde ich auch ein Lebkuchenherz für meinen Mann holen, der daheim auf unseren Zoo aufpasst.

Es ist spät, nein früh geworden. Um ein Uhr nachts nehmen wir noch chinesisches Essen mit und ab geht es. Ich bin müde, habe Krämpfe in den Füßen und die Fototasche schneidet in die Schulter, aber alles in allem bin ich glücklich. Egal wie alt ich werde, egal wo ich lebe, hier ist er, der Ort an dem die Zeit still steht und ich mich wie zuhause fühle.

Kasperle-Theater oder auch: Landtagswahl in Brandenburg

Wegweiser

Es war einmal und ist nicht mehr – intelligente Wahlwerbung. So könnte man schon seit etlichen Jahren stöhnen und die Landtagswahl 2019 in Brandenburg ist da keine Ausnahme.

 

Gestatten:

SPD

Ein Plakat mit Woidke, er wirbt für EIN Brandenburg. Was will der gute Mann uns damit sagen? Es gibt 2 Brandenburg, Stadt und Land. Da er für das Land kandidiert, stellt sich die Frage: Was soll aus Brandenburg an der Havel werden? Wird es umbenannt?

Was er eigentlich meint, ist ein Brandenburg, in dem sich alle einig sind und lieb haben. Hätte er doch aufs Plakat setzen können…

 

CDU und FDP

„Ganz Brandenburg wachsen lassen“ sagt die CDU und die FDP sagt: „Brandenburg wächst mit seinen Bürgern“ – dazu Pfeile in alle Himmelsrichtungen. Nun, den Versuch hatten wir schon, vor vielen Jahren. Da wurde Polen annektiert und die Russen haben uns überrannt. Keine gute Idee.

Was meinen sie wirklich? Die Wirtschaft soll wachsen und den Bürgern soll es finanziell besser gehen. Warum sagen sie das nicht gleich?

 

Linke

Die Linke ist schnell abgehandelt. In großen Buchstaben stehen da: BIENE oder dergleichen, alles Schlagwörter die man bei den GRÜNEN findet. Momentan kann man keinen Unterschied feststellen, außer, dass die Linken-Plakate einen mit ihren Großbuchstaben erschlagen.

 

AfD

Die AfD hat ein ganz anderes Problem, sie meint: „Hol Dir Dein Land zurück!“ Ja wo isses denn hin? Vielleicht hätten sie eine „Vermisst“ Meldung machen sollen. Das Land ist vor dem Irrsinn der AfD geflohen – würde ich auch gerne.

Was sie wirklich meinen ist: Ausländer raus! Deutschland den Deutschen. Siehe CDU und FDP, das hatten wir schon. Ich hör schon die Russen anklopfen..

 

Die Grünen

„Hallo Wutz, tschüs Tierquälerei.“ Echt jetzt?  „Hallo Biene – tschüs Pestizide“ „Hallo Kinder – tschüs Armut“ – hat denen noch keiner gesagt, dass das ein Widerspruch in sich ist?

„Hallo Ursula, tschüs Benjamin“ – ach nein, halt, es heißt HALLO Benjamin. Bei all den anderen Hallo und tschüs kann man ja mal durcheinander kommen. Ich denke ja, das ist ein raffinierter Zug gewesen, weil man sofort tschüs Benjamin denkt. Ein Schelm und so, gell?

Was sie wirklich meinen: Frauen vor und heile Welt in Kindersprache. Danke, aber nein danke.