Sternfahrt der Bauern

Heute waren sie wieder einmal unterwegs, die Bauern. Mit Traktoren Richtung Berlin um dort zu demonstrieren.

Mehr Mitspracherecht wollen sie, weniger Umweltauflagen, Abschwächung der Düngeverordnung denn das sei ja alles so total überzogen.

Schauen wir uns das mal an.

In Gebieten, in denen besonders viel Nitrat im Grundwasser ist – was schädlich ist für Mensch und Tier – soll der Düngeeinsatz reduziert werden. Um 20 Prozent. Denn die EU hat Deutschland im Blick, weil bei uns das so hoch gelobte Trinkwasser eben nicht so toll ist, sondern in weiten Teilen arg belastet.

Kleinere Bauern trifft das jetzt hart, weil sie bisher die Gülle ihrer Tiere fürs Düngen benutzt haben. Da aber gerade die Mastbetriebe maßgeblich für die erhöhten Aufkommen von Gülle und Nitrat verantwortlich sind und an ihren Standorten das Trinkwasser besonders schlecht ist, finden sie es ungerecht, dass gerade sie weniger düngen dürfen. Außerdem stimmen die Werte ja sicher nicht – so denken sie.

Also mit anderen Worten:

Das Trinkwasser ist durch Gülle belastet, aber das interessiert uns einen Dreck, weil wir ja düngen wollen. Wen interessiert denn schon sauberes Wasser? Ja nee, is klar…

Dann soll Glyphosat ja verboten werden (endlich), aber das passt ihnen auch nicht. Sie würden das ja nur punktuell einsetzen und die Ware aus dem Ausland ist eh damit behandelt.

Mein Nachbar macht immer die Musik laut und das Baby in der Wohnung drunter kann nicht schlafen. Dann mach ich die Musik eben auch laut, der macht das ja auch …

Auch punktuelles Einsetzen von Glyphosat schadet. Zwar nur punktuell – was auch immer das heißen mag in der Praxis – aber es schadet. Ich kann auch punktuell Arsen in Kaffeetassen verteilen, das käme in etwa auf dasselbe hinaus.

In Schutzgebieten sollen insektenschädliche Mittel nicht mehr eingesetzt werden dürfen. Oh Mann, wie kann die Regierung nur sowas fordern? Umweltschützer auch! Die haben ja alle einen Knall! Wir sind doch nicht die Bösen! Ihr mit euren Verordnungen und Umweltmaßnahmen seid es!

Das Tierwohllabel für die bessere Haltung von Schweinen ist ja wohl auch reine Schikane.

 

Halten wir fest:

Bauern (oder Landwirte) leben von der Natur. Sie pflanzen an oder züchten oder was auch immer und brauchen dazu gesunden Boden, Wasser, Tiere und so weiter. Das zu schützen hat aber keine Priorität. Denn wenn sie es schützen müssen, müssen sie ja was ändern. Das wollen sie aber nicht, weil ja der Verbraucher und alle andren schuld sind.

Es hat sich in Bauernkreisen noch nicht herumgesprochen, dass viele Menschen zu Vegetariern oder Veganern werden, weil sie das Tierleid nicht ertragen. Viele Menschen kaufen Bio. Immer mehr regional. Immer mehr Supermärkte bieten Bio an – warum wohl? Weil das nicht gekauft wird wohl kaum.

Die Natur, die sie zerstören, rächt sich irgendwann, denn noch kann man Fleisch nicht aus dem 3D Drucker beziehen – jedenfalls nicht in ausreichender Menge. Wenn Trinkwasser immer schlechter wird, Insekten nicht mehr befruchten – wie soll dann der Lebensunterhalt vom Bauern gesichert werden? Werft mal einen Blick nach China, dort werden Bäume etc. von HAND! bestäubt, weil es Gegenden gibt, in denen sonst nichts mehr lebt.

 

Was ist die Alternative?

Änderung des Systems. Subventionen gehen nur noch an Bauern, die ökologisch arbeiten. Wenn man weniger düngt und weniger Tiere hält, hat man weniger Ertrag. Das muss durch Zuwendungen ausgeglichen werden. Naturschutz muss sich lohnen. Mastbetriebe müssen Umweltabgaben zahlen – statt Millionen an Subventionen zu erhalten.

Importe nur noch von Bio- oder ökologisch unbedenklichen Herstellern zulassen. Mindestpreise auf landwirtschaftliche Produkte für die Bauern.

Tierwohl muss wieder hoch im Kurs stehen, Kükenschreddern etc muss verboten werden.

Zusammenschluss der Bauern zu regionalen Dachmarken, davon gibt es schon einige. Mehr gemeinsame Hofläden oder Läden, in denen man die Produkte mehrerer Landwirte aus der Region kaufen kann. Dass sie sich zusammenschließen können, sieht man ja an der Sternfahrt.

Der Preis? Ja der Preis steigt dann. Für fast alle Lebensmittel. Aber wenn wir bewusster einkaufen und weniger wegwerfen, dann sollte das kein Problem sein. Lieber weniger gutes Fleisch als viel von dem minderwertigen Kram.

 

Es ist eine unumstößliche Tatsache, dass wir von der Natur abhängig sind. Ob Getreide, Vieh oder Obst und Gemüse. Alles Natur, die nur dann funktioniert, wenn sie in Balance ist.

 

Zu fordern, dass man sich nicht darum kümmern muss, halte ich für absolut dämlich.

 

Gute Hausfrau?

Samen Samen-in-der-Spüle

Ich bin keine gute Hausfrau. Ich habe auch nie behauptet eine gute Hausfrau zu sein. Mein Lebensglück hängt nicht davon ab, ob ich aus meiner Toilette trinken könnte (wir haben Gläser) oder vom Fußboden essen. Das wäre mir sowieso zu unbequem.

Trotzdem war ich heute morgen erschüttert, als mein Blick auf die Spüle fiel. Die Fruchtfliegen in der Kompostschüssel sind mir ja ein Dorn im Auge, aber leider vermehren die sich schneller als ich bis 3 zählen kann. Extra für sie habe ich ein Glas Essig auf der Spüle stehen, damit sie darin schön ersaufen können.

Doch, ich kann einer Fliege etwas zuleide tun.

Sieht man also davon mal ab und beachtet nicht, dass unsere Katzen beim Fressen ihr Futter immer schön rund um den Napf verteilen und ich NICHT täglich sauber mache – das mit der mangelnden Qualität meiner Hausfrauenschaft hatten wir ja schon – und in jedem Winkel unseres Hauses Fell und Unterwolle unserer beiden Huskys herumfliegen, ist der einzige offene Müll in der Küche eben der Kompost. Biomüll. Den ich wegen der Fruchtfliegen täglich entsorge.

Aber dass jetzt in meiner Spüle plötzlich Pflanzen wachsen, das hat mich umgehauen. Erst einmal habe ich mir das Ganze von Nahem betrachtet und festgestellt, dass sie da ziemlich trocken sind. Dann habe ich sie gegossen.

Ich muss bekloppt sein…..

Sie wurden jetzt fotografiert und ich bin froh, dass mein Mann grad nicht daheim ist, damit sie eine Weile wachsen können und ich herausfinden kann, WAS da gekeimt hat. Nicht, dass er so ordentlich wäre – weit gefehlt – aber er könnte sie versehentlich verletzen.

Ich fürchte, ich habe einen Dachschaden…..

 

Wie auch immer. mein Experimentierherz schlägt höher und wartet ab, was sich daraus entwickelt. Vielleicht kann ich da sogar was ernten irgendwann?

Auf dem Weinfest in Zossen

csm_Weinfest_Plak_A4_2019_1c23024cc4

Letztens erst habe ich von der St. Laurentius Kirmes in Daun berichtet und schon war da wieder ein neues Fest, bei dem ich unbedingt dabei sein wollte.

Also den Mann becirct und ihn zum Geldautomaten geschickt, um Bargeld zu holen.  Er machte gute Miene zum bösen – nein eher kostenintensiven Spiel – und brachte dann ein paar Scheinchen mit.

Das 15. Weinfest in Zossen. Ich finde es ist als Erfolg zu werten, dass dieses Fest bereits zur Tradition gehört und auch gut besucht und beliebt ist, immerhin musste gerade in Zossen viel neu aufgebaut werden, denn nach dem Krieg waren die meisten „Einwohner“ Russen und mehrheitlich beim Militär.

Zossen hat natürlich viele „Ureinwohner“, aber genauso viele – wenn nicht mehr – Zugezogene. Es ist in dem Sinne keine gewachsene Gemeinschaft, sondern eine kunterbunte und das merkt man auch. Hier wird gestritten wie sonstwas. Toleranz ist für viele hier ein absolutes Fremdwort und die eigene Geschichte nach der Maueröffnung wird gerne ausgeblendet.

Aber genug von der Politik, zurück zum Fest.

Das Festgelände ist rundherum abgesperrt und an den Durchgängen steht Sicherheitspersonal. Das Mitbringen von Glas etc. ist verboten und es wird auch ein Blick in die Taschen geworfen. Sehr löblich. Messer könnte man allerdings auch in einer Mini-Tasche wie meiner verstecken, die wurde aber nicht untersucht. Vielleicht sehe ich allgemein ziemlich harmlos aus.

Wir kamen an und ich war sofort in Stimmung. Sobald ich eine Kirmes besuche, fühle ich mich wie ein Kind, bin begeistert von den Gerüchen in der Luft (hauptsächlich Essen), dem Gekreische der Menschen auf den Fahrgeschäften und dem Trubel, der dort herrscht. Es ist eine Emotion ähnlich der, die ich als Kind hatte, wenn wir einmal im Jahr die Düsseldorfer Rheinkirmes besucht haben. Wobei das Weinfest da nicht einmal ansatzweise mithalten kann, aber es ist nicht die Größe, es ist die Stimmung, die mich berührt und die ein stetes Grinsen ins Gesicht malt.

Ich wäre gerne mit dem Twister gefahren, so eine Art Kettenkarussell für Arme – keine Ketten an denen man sich (verbotenerweise) hin und her schwingen kann, sondern feste Kabinen in denen man sitzt. Eigentlich eher langweilig, aber mein Herzblatt ist selbst für so etwas nicht zu haben. Also steuere ich den Crêpe Stand an. Ich liebe diese Dinger und es gab sie in vielerlei Sorten, nur die, die ich wollte war nicht dabei. Mit Erdbeeren und weißer Schokolade. Keine Erdbeeren mehr. Am Samstag nachmittag. Naja, dann eben nur mit weißer Schokolade.

Da ich mich grundsätzlich quer über und durch eine Kirmes durchfresse, teilte ich mir das heiße und süße Stück mit meinem Mann. Musste ja noch Platz sein für die anderen Dinge, die ich sonst nur auf einer Kirmes bekomme.

2 Stände weiter gab es Langosch, meine bessere Hälfte gierte danach, aber das sollte die Endstation werden, also wechselte ich die Straßenseite und führte ihn dort weiter.

Durch das Festzelt hindurch, in dem gerade ein grauenerregender Song gesungen wurde (ich bin nicht so für Alm-Öhi Zeug) weiter zum Catering-Stand, der Pfälzer Spezialitäten anbietet. Jedes Jahr und ich komme natürlich nie dran vorbei.

Also Erdbeerbowle und ein großes Mettbrot mit Zwiebeln und Schnittlauch. Ihr glaubt das passt nicht nach Crêpe? Ihr Weicheier!

Die Hälfte des Brotes ging wieder an meinen Mann, ich war ja noch lange nicht fertig. Die Bowle war nicht so besonders, die Erdbeeren warn vorsortiert in einem Glas, dann kam kalter Wein/Sekt dazu und Erdbeersirup oder so, ich hätte den Stand in der Mitte aufsuchen sollen, da gab es gut durchgezogene Bowle. Merk ich mir für nächstes Jahr.

Hinter uns auf der Bühne kamen die Streetwalkers dran, nicht schlecht. Um Längen besser als der Knabe da vorher. Aber das ist Geschmackssache.

Wir schlenderten weiter und wurden zur Weinprobe gewunken. Ich bekam Wein, mein Ehegespons Saft – einer muss ja fahrtüchtig bleiben. Nachdem ich dann gut betüdelt war, gingen wir die Kirche besichtigen. Durch die dort herrschenden Farbdämpfe war ich schnell wieder nüchtern, also ich möchte da nicht einen Gottesdienst lang drin sitzen müssen. Interessant finde ich, dass der Altar dort in der Mitte angelegt ist und nicht an einem Ende. 10 Jahre wohne ich schon hier und finde das jetzt raus. Das sagt viel über meinen Eifer aus, meiner evangelischen Pflicht zu folgen.

Auf der Bühne waren jetzt in merkwürdige grüne Sachen gekleidete Jungs, die Musik machten. Einer war in einem grünen Anzug, den Rest konnte ich nicht identifizieren. Kam vermutlich von den Farbdämpfen.

Weiter ging es nun zum Backfischbrötchen. Wieder geteilt, klar. Meinem Angetrauten fiel auf, dass ich daheim immer meckere, wenn er „schon wieder“ was zu essen haben will und hier auf dem Fest wurde er alle 10 Minuten genötigt sich etwas mit mir zu teilen. Was soll ich machen, mein Magen hat eine begrenzte Aufnahmekapazität.

Das Fischbrötchen aufgefuttert statte ich dem Schmuckstand einen Besuch ab. So als Alibi. Denn dahinter ist eine Pommesbude. Also einmal Pommes rot-weiß. Fortuna-Pommes. Wie in meiner Jugend. Neben uns steht die Security und holt sich auch etwas zu essen. Ich fühle mich selig. Nicht wegen der Security, sondern wegen dem Feeling hier rundum.

Eigentlich bin ich jetzt satt. Aber. Ja also da ist ja noch Langosch, auf das mein Männe wartet. Also hin zum Stand und er will sich keins mit mir teilen, ich bin also gezwungen ein Langosch ganz alleine zu essen. Wie gut, dass meine Hose einen Gummizug hat.

Nachdem dieses Pflichtprogramm durch ist, kommt der letzte Stand an die Reihe. Schokoerdbeeren mit weißer Schokolade. Die esse ich auch direkt, obwohl mein Bauch fast explodiert. Was muss, das muss. Und ja, Erdbeeren und Schokolade auf Knoblauch und Salz geht immer!

Wir sind rum, ich bin vollgefressen, also gehen wir zum Auto. Auf dem Parkplatz sehe ich ein Auto mit einer Familie, die dringend einen freien Platz brauchen. Ich flitz hin und sag Bescheid, dass wir einen frei machen. Also auch noch eine gute Tat begangen so zum Abschluss.

Ich bin laktoseintolerant, die Rache für weiße Schokolade und so weiter lässt dann nicht lange auf sich warten, aber irgendwas ist ja immer. Abends schlafe ich mit einem Lächeln auf dem Gesicht ein und das ist mehr wert als alles andere.

Mein Mann merkt noch an, ich solle besser die nächsten Tage nicht auf die Waage steigen. Aber was soll es. Weinfest ist nur einmal im Jahr. Dick bin ich eh schon, da fällt das nicht mehr auf.

Nostalgie – St. Laurentius Kirmes in Daun

Feuerwerk

Ich bin jedes Jahr mit meinen Kindern auf die Dauner Kirmes gefahren. Es war immer ein aufregendes Spektakel, vor allem weil sie lange aufbleiben konnten, wir mussten ja das Feuerwerk sehen.

Als die Kinder aus dem Haus waren, zog ich nach Zossen in Brandenburg – wegen Job und Liebe. Aber alle paar Jahre kehre ich zurück und besuche die Dauner Kirmes. Ich vermisse die Eifel, die Menschen hier, die Lebensart und auch die Kirmes. Im Osten gibt es den „Rummel“, aber das ist nicht vergleichbar. Ich lache höhnisch, wenn das irgendjemand im Osten versucht.

Da bin ich also. Zurück in Daun. Meine Tochter lebt hier und wir fahren gemeinsam. Ein Freund hat uns einen Parkplatz besorgt und wie damals gehen wir zu Fuß am Hämmer vorbei – nebenbei, wer hat den denn so verändert? – lassen den Edeka rechts liegen und kommen dann an der Kirmes an.

Von diesem Moment an könnte man mit geschlossenen Augen über die Kirmes gehen und alle paar Meter stehen bleiben und genau sagen, was für ein Wagen oder Stand dort ist. Der Rengener Bierstand, altbekannt, hier wird der erste Stopp gemacht und etwas zu trinken besorgt. Im Stand die Kids von früher, die ich seit der Schulzeit meiner Kinder kenne, jetzt längst erwachsen und teilweise selber schon Eltern. Der kleine, struwwelige und schüchterne Knabe von damals ist heute männlich, selbstbewusst und trägt Bart. Ich lächle vor mich hin als meine Tochter die Getränke holt, begrüße selber die alten Bekannten, die teilweise schon mit schütterem Haar zu kämpfen haben.

Weiter geht es – wie immer das Übliche: Vor den Bierständen ist kein Durchkommen, sie sind wie immer auf allen Seiten bedrängt. Die Gasse hindurch kommt einem jedes Jahr aus Neue vor wie ein verstopftes Rohr. Man kämpft sich durch und lässt den Bierstand 3 Meter hinter sich und steht quasi im Freien. Leere Bänke laden zum Sitzen ein, aber nein, wir müssen weiter. Nach dem ersten Bier – bei mir diesmal Wasser, ich muss fahren – muss gegessen werden. Der Backfischstand an der alten Stelle, genau wie Softeis, Reibekuchen, Chinamann und Crepes. Die Losbude, Autoscooter, Wurfbude. Neu ist der „Hau den Lukas“, der herzerfrischend marktschreierisch für den Stand wirbt. Schade, ich bin Frau, ich muss nix hauen, ich hätte ihm einen Kunden gegönnt.

Das obligatorische „Ich muss gleich kübeln!“ Karussell ist diesmal sehr klein, dafür steht daneben ein „Action Haus“. Schon vor vielen Jahren wurde oben das Kettenkarussell von einem Hüpfding abgelöst, mit dem ich nichts anfangen kann. Ich werde alt.

Es werden Crepes gekauft und es geht weiter, am Schwimmbad vorbei, wo eine echt gute Liveband spielt. Queen. „Mama, just killed a man – Put a gun against his head – Pulled my trigger, now he’s dead – Mama, life had just begun – But now I’ve gone and thrown it all away“

Wir singen mit, uns gegenseitig anlachend und gehen weiter Richtung Volksbank, damit ich das Feuerwerk filmen kann. Daheim muss ich bei jedem Feuerwerk neben meinem Hund sitzen und ihn trösten. Er hat panische Angst vor Feuerwerk. Jetzt kann ich es ohne Gewissensbisse genießen und meinem Göttergatten dann den Film zeigen.

Meine Tochter und unser Begleiter halten mich für leicht verrückt, aber so kennen sie mich ja schon etwas länger.

Das Feuerwerk war schön, nicht so lang wie früher, aber mittlerweile müssen alle Kommunen sparen und blasen nicht mehr so viel Geld in den Himmel. Wegen der Angst der Kleinkinder und Tiere wird es vielleicht bald kein Feuerwerk mehr geben, nur Silvester an einigen Orten. Ich bin froh, dass ich es auf Video habe. Ich bedaure die Entwicklung und begrüße sie auch, als Frauchen eines panischen Tieres hat man sehr zwiespältige Gefühle.

Zurück zur Kirmes, wo uns dann auch die Vierte im Bunde findet. Nachdem wir uns wieder hochgeboxt haben, landen wir bei den Reibekuchen, machen einen Abstecher auf die Toilette im Kino und besorgen uns ein paar Cocktails. Backfisch essen wir einen anderen Tag, genau wie Champignons und Schoko-Erdbeeren. Dann werde ich auch ein Lebkuchenherz für meinen Mann holen, der daheim auf unseren Zoo aufpasst.

Es ist spät, nein früh geworden. Um ein Uhr nachts nehmen wir noch chinesisches Essen mit und ab geht es. Ich bin müde, habe Krämpfe in den Füßen und die Fototasche schneidet in die Schulter, aber alles in allem bin ich glücklich. Egal wie alt ich werde, egal wo ich lebe, hier ist er, der Ort an dem die Zeit still steht und ich mich wie zuhause fühle.

Kasperle-Theater oder auch: Landtagswahl in Brandenburg

Wegweiser

Es war einmal und ist nicht mehr – intelligente Wahlwerbung. So könnte man schon seit etlichen Jahren stöhnen und die Landtagswahl 2019 in Brandenburg ist da keine Ausnahme.

 

Gestatten:

SPD

Ein Plakat mit Woidke, er wirbt für EIN Brandenburg. Was will der gute Mann uns damit sagen? Es gibt 2 Brandenburg, Stadt und Land. Da er für das Land kandidiert, stellt sich die Frage: Was soll aus Brandenburg an der Havel werden? Wird es umbenannt?

Was er eigentlich meint, ist ein Brandenburg, in dem sich alle einig sind und lieb haben. Hätte er doch aufs Plakat setzen können…

 

CDU und FDP

„Ganz Brandenburg wachsen lassen“ sagt die CDU und die FDP sagt: „Brandenburg wächst mit seinen Bürgern“ – dazu Pfeile in alle Himmelsrichtungen. Nun, den Versuch hatten wir schon, vor vielen Jahren. Da wurde Polen annektiert und die Russen haben uns überrannt. Keine gute Idee.

Was meinen sie wirklich? Die Wirtschaft soll wachsen und den Bürgern soll es finanziell besser gehen. Warum sagen sie das nicht gleich?

 

Linke

Die Linke ist schnell abgehandelt. In großen Buchstaben stehen da: BIENE oder dergleichen, alles Schlagwörter die man bei den GRÜNEN findet. Momentan kann man keinen Unterschied feststellen, außer, dass die Linken-Plakate einen mit ihren Großbuchstaben erschlagen.

 

AfD

Die AfD hat ein ganz anderes Problem, sie meint: „Hol Dir Dein Land zurück!“ Ja wo isses denn hin? Vielleicht hätten sie eine „Vermisst“ Meldung machen sollen. Das Land ist vor dem Irrsinn der AfD geflohen – würde ich auch gerne.

Was sie wirklich meinen ist: Ausländer raus! Deutschland den Deutschen. Siehe CDU und FDP, das hatten wir schon. Ich hör schon die Russen anklopfen..

 

Die Grünen

„Hallo Wutz, tschüs Tierquälerei.“ Echt jetzt?  „Hallo Biene – tschüs Pestizide“ „Hallo Kinder – tschüs Armut“ – hat denen noch keiner gesagt, dass das ein Widerspruch in sich ist?

„Hallo Ursula, tschüs Benjamin“ – ach nein, halt, es heißt HALLO Benjamin. Bei all den anderen Hallo und tschüs kann man ja mal durcheinander kommen. Ich denke ja, das ist ein raffinierter Zug gewesen, weil man sofort tschüs Benjamin denkt. Ein Schelm und so, gell?

Was sie wirklich meinen: Frauen vor und heile Welt in Kindersprache. Danke, aber nein danke.

 

 

 

Datenschutz-Idiotie

DSVGO-Monster Gestern war ich zu einer Untersuchung beim Arzt. Das ist jetzt an sich nichts Ungewöhnliches, das machen tagtäglich Tausende von Menschen. Zum Arzt gehen. Jetzt war ich aber noch nie bei diesem Arzt, ich habe mich dort neu vorgestellt. Es folgt also das Übliche:
    1. Im Wartebereich Platz nehmen und auf Aufruf warten
    2. Am Empfang einen Fragebogen erhalten, den man ausfüllen muss.

Ich nahm also den Fragebogen und füllte brav meine Vorerkrankungen, Name, Adresse, Allergien und so weiter aus. Kennt ihr alle, gell?

Dann kam ich zum Absatz Notfallkontakt. Ist für mich recht einfach, ich trage da meinen Mann ein. Also die Daten meines Ehegatten eingetragen.

Soweit, so gut.

Darunter stand dann:

„Hiermit bestätige ich, dass mein Notfallkontakt mit der Weitergabe und Speicherung seiner/ihrer Daten einverstanden ist. ………..(Unterschrift)…………(Datum)“

An dieser Stelle wollte mein Kopf mit der Tischplatte Kontakt aufnehmen. Unten am Ende des Formulars kam noch der Hinweis, dass man mit seiner (erneuten) Unterschrift bestätigt, dass alle Angaben wahrheitsgetreu etc sind.

Also habe ich unterschrieben mit dem Zusatz (unter Vorbehalt).

Daheim angekommen, erklärte ich meinem Mann, dass ich widerrechtlich seine Daten an fremde Menschen weitergegeben habe. Sein Kopf wollte auch auf eine Tischplatte…

Man male sich also aus:

Unfall, Rettungswagen, man muss so ein Formular ausfüllen (am besten noch in halb komatösen Zustand), man fragt, wer benachrichtigt werden soll. Theoretisch darf man dann zwar sagen: „Meinen Mann“, aber dessen Namen und Telefonnummer dürfte man NICHT angeben, es sei denn, man hat ihn vorher gefragt, ob man das denn darf. Macht sich nicht gut, wenn man gar nicht wusste, dass man diese Informationen braucht.

Also dürfte man den Rettern und Ärzten sagen:

„Bitte benachrichtigen Sie meinen Mann!“, aber seine Daten dürfte man nicht herausgeben, da man sich sonst strafbar macht, indem man Daten weitergibt, für deren Weitergabe man keine schriftliche Erlaubnis hat.

Der Wahnsinn geht aber noch weiter. Ist man nicht ansprechbar und jemand findet die Daten des Notfallkontaktes zum Beispiel in der Brieftasche und ruft ihn ans Krankenbett (was eigentlich strafbar ist weil man sich ja ungefragt an den Daten zu schaffen macht), dann darf der Partner nicht ans Bett seiner Frau, bevor die nicht die Einwilligung gegeben hat. Was im komatösen Zustand etwas schwierig wäre.

Für uns bedeutet das nun, dass wir Papierkrieg vor uns haben. Wir geben uns gegenseitig die schriftliche Erlaubnis, uns gegenseitig als Notfallkontakt mit den erforderlichen Daten anzugeben und es muss noch eine Patientenverfügung ausgefüllt und beglaubigt werden lassen, dass wir gegenseitig im Falle des Falles auch entscheiden dürfen, was mit uns passiert.

Wer auch immer sich das ausgedacht hat, müsste seinen Kopf mal auf die Tischkante fallen lassen. Den rückwärtigen Teil. Ein leichter Schlag reicht da für das Denkvermögen nicht mehr aus.

 

Schlaf Apnoe Tagebuch Teil Eins

Nun ist es amtlich, ich leide unter Schlaf Apnoe.

12 Jahre hat es gedauert, bis die Diagnose gestellt wurde und ich erstelle hier einen Bericht über meinen Leidensweg und wie ich dann doch die Diagnose bekam, um anderen zu helfen diese Tortur nicht so lange durchzumachen.

Fangen wir mal an mit der Beschreibung, was ist Schlaf Apnoe überhaupt?

Die Erklärung liegt schon im Namen, allerdings mal wieder in fremdsprachlich 🙂

Pnoe ist der Atem, Apnoe beduetet kein Atem. Also kein Atem im Schlaf heißt nichts anderes als Atemaussetzer im Schlaf.

Wie stellt man sich das nun vor? Im Schlaf entspannt der Körper (sollte er zumindest) und durch die Entspannung fällt bei den Betroffenen im Rachen Gewebe in den Luftweg zwischen Nase und Lunge – vereinfacht.

Dadurch kann die Luft weder rein noch raus und der Körper versucht zwar zu atmen, aber da kütt nix. Der Puls geht hoch, der Sauerstoffgehalt im Blut runter und irgendwann merkt das Gehirn:

„Oh Scheiße! Da klappt was nicht! Panikmodus an!“

Es versucht nun uns zu wecken – nur ein bisschen – und der Körper schüttet nun wie bekloppt Stress- und Panikhormone aus. Der Blutdruck steigt und wir schnappen nach Luft. der Körper ist nun genug verspannt, um das Gewebe wieder an Ort und Stelle zu bewegen wo es hingehört und wir atmen wieder.

Das passiert übrigens nicht nur Übergewichtigen, es gibt auch viele schlanke Menschen mit diesem Problem.

Das passiert jetzt unterschiedlich oft in der Nacht und in verschiedenen Formen.

Einige Betroffenene haben das nur in Rückenlage, andere lageunabhängig. Dann gibt es die Form, die immer in jeder Schlafphase aufhört zu atmen, andere haben es nur in bestimmten Phasen.

Die Dauer der Atemaussetzer kann bis zu 60 Sekunden betragen, bis zu x-mal in der Stunde. Versucht mal 1 Minute die Luft anzuhalten und das 50 mal hintereinander. Dann wisst ihr fast, wie sich ein Betroffener fühlt. Euch fehlen dann noch die Stresshormone und die Panik, aber ihr habt eine ungefähre Vorstellung.

Es gibt auch eine Form, die vom Gehirn ausgeht, da „vergisst“ das Gehirn zu atmen und irgendwann fällt es ihm auf. Das ist auch sehr unschön.

Mit der Apnoe einher gehen auch diverse andere Probleme. Unbehandelt kann sie zum Tode führen, nicht wegen dem nicht atmen, sondern weil die Organe versagen.

Bluthochdruck, Insulinresistenz, Nieren und Leberversagen, Gewichtszunahme, Sekundenschlaf tagsüber (aus unerklärter Ursache auf die Gegenfahrbahn und so), Diabetes, Muskelabbau, Depressionen, Herzinfarkt, Schlaganfall – sucht euch was aus.

Der Körper und das Immunsystem werden immer schwächer.

Typische Symptome sind Müdigkeit, Gedächtnis- und Konzentrationsprobleme, Schnarchen, Gewichtszunahme, Insulinresistenz, Schlappheit, Bluthochdruck, Depressionen, Durchschlafstörungen, Muskelverspannungen, Schwächegefühl, Energielosigkeit, Gefühlskälte bis zur Teilnahmslosigkeit. Verlust von Libido, Gereiztheit, Stimmungsschwankungen.

Ihr seht also, eine breite Spanne von Symptomen, die auch bei anderen Krankheiten auftreten können.

Leider gehen heute Ärzte immer erst von Depressionen aus und verabreichen Antidepressiva, die den Gesamtzustand noch verschlechtern.

„Essen Sie weniger, bewegen Sie sich mehr!“ ist auch so eine Ansage, bei der ich kotzen könnte vor Wut.

Bis man die richtige Diagnose hat und einem geholfen wird, das dauert meist sehr lange.

Darauf gehe ich dann im nächsten Eintrag ein.