Endlich infiziert!

Was so klingt wie eine reißerische BILD Schlagzeile ist purer und trauriger Ernst.

Dafür muss ich allerdings etwas ausholen.

Seit Anfang letzten Jahres beherrscht ein Virus die Welt. Die Verantwortlichen der Länder versuchen sich irgendwie durch diese Krise zu lavieren und treffen meist übereilte und sich widersprechende Entscheidungen. Landesweit in Deutschland ist sich keiner einig, jeder kocht sein eigenes Süppchen. Das führt zu Verunsicherung und Vertrauensverlust.

Anfangs hielt ich den Virus – wie viele andere auch – für einen ganz normalen Virus, der ähnlich wie Influenza und SARS die oberen Atemwege befällt. Mit der Zeit erfuhr man dann jedoch, dass dieser Virus eben mehr macht, er befällt die Zellen im ganzen Körper, kann zu Embolien führen und zum Verlust der Zellen Sauerstoff in ausreichender Menge zu transportieren.

Wir wurden überflutet mit Todeszahlen. Hier Tausend gestorben, da nochmal Hunderte und so weiter. Auch wenn ich durchaus hinterfragen kann und die Opfer im Mittel 86 Jahre alt sind, sickerte die Angst dann doch in die Köpfe aller, auch in meinen. Nicht bewusst. 

Bewusst dachte ich:

Ich bin weder 86, noch aktuell schwer erkrankt, mir passiert nichts. Ich ernähre mich gesund, bin viel an der frischen Luft, halte mich an die Regeln.“

Im Laufe der Zeit wurde dann die Risikogruppe konkretisiert und mit meinem hohen BMI, dem Bluthochdruck und vor allem mit Autoimmunerkrankungen, die mein Leben normalerweise eher kosmetisch beeinflussen und Allergien, die nur störend werden, wenn ich ins Krankenhaus muss, gehöre ich plötzlich dazu. Zur Hochrisikogruppe.

Angesichts der Tatsache, dass Deutschland in den Lockdown ging und ich keine Lesungen abhalten konnte, war mein Leben also mehr oder weniger eine Eremitage. Bis auf meinen Mann, der weiter arbeiten ging.

Eigentlich war ich also auf der sicheren Seite. Ich dachte schon mal ein „Was wäre, wenn…“ aber schob diesen Gedanken immer weg. Was soll mir schon passieren? Ich halte mich an die Regeln, auch wenn ich die Maßnahmen der Regierung ständig kritisch hinterfragt habe und dies noch immer tue. Jetzt eigentlich erst recht.

Durch Lockdown und Einreiseverbote etc. kam es in vielen Betrieben zur Kurzarbeit, auch in dem Betrieb, bei dem mein Mann beschäftigt ist. Langsam wurde das Geld knapp und so war ich froh, als ich einen Auftrag bekam. 

Ich war genau 4 Tage arbeiten und dann bekam ich Symptome. Trotz Einhaltung der Regeln am Arbeitsplatz. 

Im Laufe des Abends bekam ich Fieber und es stieg schnell an. Mir war dann klar: ich bin infiziert.

Und genau in diesem Moment, als es mir klar wurde, war ich plötzlich völlig entspannt und erleichtert. Niemand konnte mir mehr Angst machen. Keine Sorge mehr vor Ansteckung oder Impfung, ich war durch, ich bin infiziert und kann aufatmen. Ich lag da, frierend mit Schüttelfrost, ohne zu wissen, wie schlimm mich die Infektion erwischt hatte, aber das war völlig nebensächlich. Ich konnte weder Vorsichtsmaßnahmen ergreifen oder etwas anderes tun, außer meinen Körper bei der Bekämpfung zu unterstützen. Ich hatte keine Angst mehr.

Am nächsten Morgen, nach einer furchtbaren Nacht, rief ich bei meinem Hausarzt an, wurde zur Infektionssprechstunde bestellt und es wurde ein Abstrich gemacht. Das Ergebnis kam am nächsten Tag:

„Das Ergebnis ist leider positiv.“

Ich glaube am anderen Ende des Telefons wurde gestaunt, als ich sagte:

„Gott sei Dank!“

Ich habe jetzt einige Tage darüber nachgedacht. Ich finde es außerordentlich erschreckend, wie sehr diese Panikmache in meinen Kopf eingesickert ist. So sehr, dass ich vor Erleichterung, jetzt keine Angst mehr vor einer Infektion zu haben, fast geheult habe.

Ich glaube, dass viele Menschen genau dieselbe Angst haben, weil sie in unsere Köpfe gehämmert wurde und es ist einfach nur erschreckend zu erleben, wie sehr mich das unbewusst beeinflusst hat.

So sehr, dass ich glücklich bin, durch die Infektion jetzt alles hinter mir lassen zu können.

Über die Umstände und wie es mir während der Infektion geht und welche Maßnahmen getroffen wurden – und auch welche nicht – werde ich in weiteren Posts berichten.

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