Huskys brauchen viel Auslauf, das weiß doch jeder.

Mein Name ist Grisu. Eigentlich heiße ich ja Grisu of Bohemian Wind, aber niemand nennt mich so, das wird einfach abgekürzt. Dabei bin ich ein reinrassiger Siberian Husky, da könnte man erwarten, dass man mit vollem Namen angesprochen wird, aber so sind die Menschen.

Als ich noch ein Welpe war, kam ich in eine Familie mit Kind. Das war schrecklich. Es gibt nichts anstrengenderes als kleine Kinder. Man merkte dann auch, dass ich davon nicht so begeistert war und dann kam ich zurück zu meinen Eltern. Die hatten aber schon wieder neue Welpen und meine Tante auch, ihr glaubt nicht, was das für ein Lärm und eine Aufregung war.

Ich wurde dann an einen jungen Mann vermittelt, weit weg von daheim. Anfangs war auch alles gut, er nahm mich mit zum Fußball – da konnte ich Leckerchen abstauben von den Zuschauern während er sich auf dem Platz die Lunge aus dem Leib lief. Alles nur wegen so einem blöden Ball. Den kann man nicht einmal essen. Glaubt mir, ich habe es versucht.

Das „Herrchen“ wie die Menschen zu sagen pflegen, hatte dann einen Unfall und konnte nicht mehr richtig laufen. Seine Freundin ging dann mit mir und die mochte ich nicht. Ich lief ihr dann immer weg und sie rannte wild rufend hinter mir her. Das war irgendwie lustig aber ich wurde dann angemeckert und durfte dann immer weniger nach draußen und keiner kümmerte sich mehr richtig. Irgendwann nahm mein Herrchen mich mit nach unten und drückte mich einer kleinen, dicken Frau in die Hand. Mein Schlafplatz kam mit, mein Spielzeug, alles. Ich musste dann in das Auto der Frau und sie fuhr mit mir weg.

Ich merkte erst später, dass ich wohl jetzt ein neues Zuhause hatte. Bei einer Frau, wo ich die doch gar nicht mag. Die Frau ist ja jetzt mein „Frauchen“ und sie war echt nervig. Ich war es gewöhnt beim Spazieren kräftig zu ziehen und irgendwann zu entwischen, aber sie hatte die Leine fest in der Hand und jedesmal, wenn ich gezogen habe, blieb sie einfach stehen. Das war furchtbar. Wo ich doch nur kurz zu dem Fleck da vorne laufen wollte, da roch es so gut. Ich fand dann heraus, dass die Frau nicht so schnell laufen konnte wie ich. Naja, ich bin ein höflicher Hund und nahm Rücksicht. Dafür ließ sie mich auch in Ruhe alles beschnüffeln, fragte nur manchmal, welchen Roman ich denn da lesen würde. Menschen…

Sie ging auch mit mir in den Wald. Da durfte ich dann  ohne Leine laufen. Das war so fantastisch! Ich lief wie der Wind – ich glaube daher kommt mein Name – aber das Laufen ist auch furchtbar anstrengend. Also kam ich ganz schnell wieder zu der Frau zurück und holte mir Wasser und etwas zu essen ab. Irgendwie war die Frau gar nicht so übel. Einmal habe ich sie im Wald verloren, da kroch sie irgendwo rum und ich bekam das nicht schnell genug mit. Sie sammelte irgendwas ein, das überhaupt nicht gut roch, aber sie freute sich wohl, jedenfalls klang sie so. Jedenfalls war sie plötzlich weg. Ich lief dann dahin, wo ich sie zuletzt gesehen hatte, aber da war sie nicht. Sie rief dann aus einer völlig anderen Richtung nach mir und ich musste sehen, dass ich zu ihr kam. Hatte sie doch noch etwas zu essen!

Ja, es stimmt, für Futter tue ich alles. Naja fast alles. Wenn ich einen Schlitten ziehen soll oder mir die Lunge aus dem Leib hecheln soll bei schnellen Fahrradfahrten – also nein, mit mir nicht! Ich bin Husky, ich habe meinen Stolz!

Ich habe dann gelernt, dass mein neues Frauchen und ihr Gefährte eigentlich voll okay sind. Wir wohnen in einem Haus mit einem großen Garten. Als ich anfing da ein Loch zu buddeln, lachten sie. Allerdings durfte ich nur an einer Stelle buddeln. Als ich merkte, dass sie das voll okay fanden, habe ich damit aufgehört. Man kann ja niemanden ärgern, der sich nicht ärgern lässt. Für einfach zum Spaß buddeln ist mir das zu anstrengend.

Der Garten ist ziemlich groß und man kann da viel laufen. Wenn man will. Ich will eigentlich nicht. Mein Kissen ist schön bequem und im Sommer sind die Fliesen im Bad schön kühl. Ich darf auch auf die Couch, das ist noch besser, da sind viele Kissen.

Ich war so ein Jahr lang bei den beiden, da holten sie einen Welpen ins Haus. Ich wusste gar nicht wie mir geschah. Das kleine Ding kam an und ich würgte mein Futter hoch. Ich hab sie dann erzogen, die kleine Lily, aber sie wurde mir schnell viel zu anstrengend. Dauernd will sie spielen oder hopsen oder was auch immer. Ich merkte dann, wenn ich mich hinstelle und sie anfeuere, dann rennt sie wie wild im Kreis um mich herum, bis sie müde wird. Dann habe ich wieder meine Ruhe. Echt praktisch.

Auch im Wald rennt sie, aber sie ist nicht so schnell wie ich. Dafür rennt sie mehr, aber sie ist ja auch noch jung. Ich laufe lieber neben Frauchen und staube dort Leckerchen ab. Wenn wir im Wald sind, nimmt sie immer etwas Besonderes mit. Würstchen oder rohes Fleisch. Ich bleibe dann immer in ihrer Nähe, sonst kriegt Lily nachher noch das Meiste, das geht ja gar nicht.

Im Sommer darf ich viel drinnen liegen und schlafen, aber sobald es etwas kühler wird, dann gehen mir Herrchen und Frauchen auf den Geist. Besonders Frauchen. Sie klatscht dann in die Hände und befiehlt mir nach draußen zu gehen. Wenn ich dann versuche mich um die Ecke hinzulegen, dann steht sie schon hinter mir und scheucht mich ums Haus in den Garten. „Lauf, lauf“ ruft sie. Ich kann leider nichts machen, sie läuft immer mit. Zum Glück ist sie klein und dick und kann nicht so schnell. Das nutze ich aus.

Neulich war wieder jemand am Tor, da laufen Lily und ich immer hin, es könnte ja Leckerchen geben. Das Paar draußen fand uns so süß und erklärte dann, sie könnten keine Huskys halten, die würden ja so viel Auslauf brauchen und müssten ständig beschäftigt werden. „Du nicht, Dicker, gell?“ sagte mein Frauchen zu mir und da wusste ich, sie und ich, wir gehören zusammen, das ist Liebe! Endlich ein Mensch, der mich versteht!

Ich grummel sie jetzt ein wenig leiser an, wenn sie mich scheucht. Das hat sie verdient.

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