Auf dem Weinfest in Zossen

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Letztens erst habe ich von der St. Laurentius Kirmes in Daun berichtet und schon war da wieder ein neues Fest, bei dem ich unbedingt dabei sein wollte.

Also den Mann becirct und ihn zum Geldautomaten geschickt, um Bargeld zu holen.  Er machte gute Miene zum bösen – nein eher kostenintensiven Spiel – und brachte dann ein paar Scheinchen mit.

Das 15. Weinfest in Zossen. Ich finde es ist als Erfolg zu werten, dass dieses Fest bereits zur Tradition gehört und auch gut besucht und beliebt ist, immerhin musste gerade in Zossen viel neu aufgebaut werden, denn nach dem Krieg waren die meisten „Einwohner“ Russen und mehrheitlich beim Militär.

Zossen hat natürlich viele „Ureinwohner“, aber genauso viele – wenn nicht mehr – Zugezogene. Es ist in dem Sinne keine gewachsene Gemeinschaft, sondern eine kunterbunte und das merkt man auch. Hier wird gestritten wie sonstwas. Toleranz ist für viele hier ein absolutes Fremdwort und die eigene Geschichte nach der Maueröffnung wird gerne ausgeblendet.

Aber genug von der Politik, zurück zum Fest.

Das Festgelände ist rundherum abgesperrt und an den Durchgängen steht Sicherheitspersonal. Das Mitbringen von Glas etc. ist verboten und es wird auch ein Blick in die Taschen geworfen. Sehr löblich. Messer könnte man allerdings auch in einer Mini-Tasche wie meiner verstecken, die wurde aber nicht untersucht. Vielleicht sehe ich allgemein ziemlich harmlos aus.

Wir kamen an und ich war sofort in Stimmung. Sobald ich eine Kirmes besuche, fühle ich mich wie ein Kind, bin begeistert von den Gerüchen in der Luft (hauptsächlich Essen), dem Gekreische der Menschen auf den Fahrgeschäften und dem Trubel, der dort herrscht. Es ist eine Emotion ähnlich der, die ich als Kind hatte, wenn wir einmal im Jahr die Düsseldorfer Rheinkirmes besucht haben. Wobei das Weinfest da nicht einmal ansatzweise mithalten kann, aber es ist nicht die Größe, es ist die Stimmung, die mich berührt und die ein stetes Grinsen ins Gesicht malt.

Ich wäre gerne mit dem Twister gefahren, so eine Art Kettenkarussell für Arme – keine Ketten an denen man sich (verbotenerweise) hin und her schwingen kann, sondern feste Kabinen in denen man sitzt. Eigentlich eher langweilig, aber mein Herzblatt ist selbst für so etwas nicht zu haben. Also steuere ich den Crêpe Stand an. Ich liebe diese Dinger und es gab sie in vielerlei Sorten, nur die, die ich wollte war nicht dabei. Mit Erdbeeren und weißer Schokolade. Keine Erdbeeren mehr. Am Samstag nachmittag. Naja, dann eben nur mit weißer Schokolade.

Da ich mich grundsätzlich quer über und durch eine Kirmes durchfresse, teilte ich mir das heiße und süße Stück mit meinem Mann. Musste ja noch Platz sein für die anderen Dinge, die ich sonst nur auf einer Kirmes bekomme.

2 Stände weiter gab es Langosch, meine bessere Hälfte gierte danach, aber das sollte die Endstation werden, also wechselte ich die Straßenseite und führte ihn dort weiter.

Durch das Festzelt hindurch, in dem gerade ein grauenerregender Song gesungen wurde (ich bin nicht so für Alm-Öhi Zeug) weiter zum Catering-Stand, der Pfälzer Spezialitäten anbietet. Jedes Jahr und ich komme natürlich nie dran vorbei.

Also Erdbeerbowle und ein großes Mettbrot mit Zwiebeln und Schnittlauch. Ihr glaubt das passt nicht nach Crêpe? Ihr Weicheier!

Die Hälfte des Brotes ging wieder an meinen Mann, ich war ja noch lange nicht fertig. Die Bowle war nicht so besonders, die Erdbeeren warn vorsortiert in einem Glas, dann kam kalter Wein/Sekt dazu und Erdbeersirup oder so, ich hätte den Stand in der Mitte aufsuchen sollen, da gab es gut durchgezogene Bowle. Merk ich mir für nächstes Jahr.

Hinter uns auf der Bühne kamen die Streetwalkers dran, nicht schlecht. Um Längen besser als der Knabe da vorher. Aber das ist Geschmackssache.

Wir schlenderten weiter und wurden zur Weinprobe gewunken. Ich bekam Wein, mein Ehegespons Saft – einer muss ja fahrtüchtig bleiben. Nachdem ich dann gut betüdelt war, gingen wir die Kirche besichtigen. Durch die dort herrschenden Farbdämpfe war ich schnell wieder nüchtern, also ich möchte da nicht einen Gottesdienst lang drin sitzen müssen. Interessant finde ich, dass der Altar dort in der Mitte angelegt ist und nicht an einem Ende. 10 Jahre wohne ich schon hier und finde das jetzt raus. Das sagt viel über meinen Eifer aus, meiner evangelischen Pflicht zu folgen.

Auf der Bühne waren jetzt in merkwürdige grüne Sachen gekleidete Jungs, die Musik machten. Einer war in einem grünen Anzug, den Rest konnte ich nicht identifizieren. Kam vermutlich von den Farbdämpfen.

Weiter ging es nun zum Backfischbrötchen. Wieder geteilt, klar. Meinem Angetrauten fiel auf, dass ich daheim immer meckere, wenn er „schon wieder“ was zu essen haben will und hier auf dem Fest wurde er alle 10 Minuten genötigt sich etwas mit mir zu teilen. Was soll ich machen, mein Magen hat eine begrenzte Aufnahmekapazität.

Das Fischbrötchen aufgefuttert statte ich dem Schmuckstand einen Besuch ab. So als Alibi. Denn dahinter ist eine Pommesbude. Also einmal Pommes rot-weiß. Fortuna-Pommes. Wie in meiner Jugend. Neben uns steht die Security und holt sich auch etwas zu essen. Ich fühle mich selig. Nicht wegen der Security, sondern wegen dem Feeling hier rundum.

Eigentlich bin ich jetzt satt. Aber. Ja also da ist ja noch Langosch, auf das mein Männe wartet. Also hin zum Stand und er will sich keins mit mir teilen, ich bin also gezwungen ein Langosch ganz alleine zu essen. Wie gut, dass meine Hose einen Gummizug hat.

Nachdem dieses Pflichtprogramm durch ist, kommt der letzte Stand an die Reihe. Schokoerdbeeren mit weißer Schokolade. Die esse ich auch direkt, obwohl mein Bauch fast explodiert. Was muss, das muss. Und ja, Erdbeeren und Schokolade auf Knoblauch und Salz geht immer!

Wir sind rum, ich bin vollgefressen, also gehen wir zum Auto. Auf dem Parkplatz sehe ich ein Auto mit einer Familie, die dringend einen freien Platz brauchen. Ich flitz hin und sag Bescheid, dass wir einen frei machen. Also auch noch eine gute Tat begangen so zum Abschluss.

Ich bin laktoseintolerant, die Rache für weiße Schokolade und so weiter lässt dann nicht lange auf sich warten, aber irgendwas ist ja immer. Abends schlafe ich mit einem Lächeln auf dem Gesicht ein und das ist mehr wert als alles andere.

Mein Mann merkt noch an, ich solle besser die nächsten Tage nicht auf die Waage steigen. Aber was soll es. Weinfest ist nur einmal im Jahr. Dick bin ich eh schon, da fällt das nicht mehr auf.

Nostalgie – St. Laurentius Kirmes in Daun

Feuerwerk

Ich bin jedes Jahr mit meinen Kindern auf die Dauner Kirmes gefahren. Es war immer ein aufregendes Spektakel, vor allem weil sie lange aufbleiben konnten, wir mussten ja das Feuerwerk sehen.

Als die Kinder aus dem Haus waren, zog ich nach Zossen in Brandenburg – wegen Job und Liebe. Aber alle paar Jahre kehre ich zurück und besuche die Dauner Kirmes. Ich vermisse die Eifel, die Menschen hier, die Lebensart und auch die Kirmes. Im Osten gibt es den „Rummel“, aber das ist nicht vergleichbar. Ich lache höhnisch, wenn das irgendjemand im Osten versucht.

Da bin ich also. Zurück in Daun. Meine Tochter lebt hier und wir fahren gemeinsam. Ein Freund hat uns einen Parkplatz besorgt und wie damals gehen wir zu Fuß am Hämmer vorbei – nebenbei, wer hat den denn so verändert? – lassen den Edeka rechts liegen und kommen dann an der Kirmes an.

Von diesem Moment an könnte man mit geschlossenen Augen über die Kirmes gehen und alle paar Meter stehen bleiben und genau sagen, was für ein Wagen oder Stand dort ist. Der Rengener Bierstand, altbekannt, hier wird der erste Stopp gemacht und etwas zu trinken besorgt. Im Stand die Kids von früher, die ich seit der Schulzeit meiner Kinder kenne, jetzt längst erwachsen und teilweise selber schon Eltern. Der kleine, struwwelige und schüchterne Knabe von damals ist heute männlich, selbstbewusst und trägt Bart. Ich lächle vor mich hin als meine Tochter die Getränke holt, begrüße selber die alten Bekannten, die teilweise schon mit schütterem Haar zu kämpfen haben.

Weiter geht es – wie immer das Übliche: Vor den Bierständen ist kein Durchkommen, sie sind wie immer auf allen Seiten bedrängt. Die Gasse hindurch kommt einem jedes Jahr aus Neue vor wie ein verstopftes Rohr. Man kämpft sich durch und lässt den Bierstand 3 Meter hinter sich und steht quasi im Freien. Leere Bänke laden zum Sitzen ein, aber nein, wir müssen weiter. Nach dem ersten Bier – bei mir diesmal Wasser, ich muss fahren – muss gegessen werden. Der Backfischstand an der alten Stelle, genau wie Softeis, Reibekuchen, Chinamann und Crepes. Die Losbude, Autoscooter, Wurfbude. Neu ist der „Hau den Lukas“, der herzerfrischend marktschreierisch für den Stand wirbt. Schade, ich bin Frau, ich muss nix hauen, ich hätte ihm einen Kunden gegönnt.

Das obligatorische „Ich muss gleich kübeln!“ Karussell ist diesmal sehr klein, dafür steht daneben ein „Action Haus“. Schon vor vielen Jahren wurde oben das Kettenkarussell von einem Hüpfding abgelöst, mit dem ich nichts anfangen kann. Ich werde alt.

Es werden Crepes gekauft und es geht weiter, am Schwimmbad vorbei, wo eine echt gute Liveband spielt. Queen. „Mama, just killed a man – Put a gun against his head – Pulled my trigger, now he’s dead – Mama, life had just begun – But now I’ve gone and thrown it all away“

Wir singen mit, uns gegenseitig anlachend und gehen weiter Richtung Volksbank, damit ich das Feuerwerk filmen kann. Daheim muss ich bei jedem Feuerwerk neben meinem Hund sitzen und ihn trösten. Er hat panische Angst vor Feuerwerk. Jetzt kann ich es ohne Gewissensbisse genießen und meinem Göttergatten dann den Film zeigen.

Meine Tochter und unser Begleiter halten mich für leicht verrückt, aber so kennen sie mich ja schon etwas länger.

Das Feuerwerk war schön, nicht so lang wie früher, aber mittlerweile müssen alle Kommunen sparen und blasen nicht mehr so viel Geld in den Himmel. Wegen der Angst der Kleinkinder und Tiere wird es vielleicht bald kein Feuerwerk mehr geben, nur Silvester an einigen Orten. Ich bin froh, dass ich es auf Video habe. Ich bedaure die Entwicklung und begrüße sie auch, als Frauchen eines panischen Tieres hat man sehr zwiespältige Gefühle.

Zurück zur Kirmes, wo uns dann auch die Vierte im Bunde findet. Nachdem wir uns wieder hochgeboxt haben, landen wir bei den Reibekuchen, machen einen Abstecher auf die Toilette im Kino und besorgen uns ein paar Cocktails. Backfisch essen wir einen anderen Tag, genau wie Champignons und Schoko-Erdbeeren. Dann werde ich auch ein Lebkuchenherz für meinen Mann holen, der daheim auf unseren Zoo aufpasst.

Es ist spät, nein früh geworden. Um ein Uhr nachts nehmen wir noch chinesisches Essen mit und ab geht es. Ich bin müde, habe Krämpfe in den Füßen und die Fototasche schneidet in die Schulter, aber alles in allem bin ich glücklich. Egal wie alt ich werde, egal wo ich lebe, hier ist er, der Ort an dem die Zeit still steht und ich mich wie zuhause fühle.