Die Welt ist ein sicherer Ort

Ich bin einer von viel zu vielen Menschen, die in ihrem Leben mehrfach traumatisiert wurden. Durch Gewalt in körperlicher und/oder verbaler Form. Daher nahm ich vor einigen Jahren an einer Studie teil, in der eine Therapieform für Traumapatienten erforscht wurde.

Die Therapie bestand hauptsächlich darin, dass man zigtausend Zettel ausfüllte, in denen man seine eigenen Überzeugungen hinterfragen sollte. Ich musste Fragen beantworten und tat dies, aber die Antworten gefielen meiner Therapeutin nicht. Sie meinte, ich nutze diese Fragebögen, um meine destruktive Einstellung zu bestätigen.

„Die Welt ist ein sicherer Ort und die Wahrscheinlichkeit, dass Ihnen in Zukunft etwas passiert, liegt bei ungefähr 0%.“

Errechnet hatte sie dies anhand der Zahlen, die ich ihr nennen musste  – also wie oft wurden sie verbal oder körperlich angegriffen oder erlitten anderweitige Traumata. Dann teilte sie mein Alter durch die Anzahl der Vorkommnisse und kam dann auf ihr „ungefähr 0%“ Ergebnis.

Ich habe sie gefragt, ob sie eigentlich nie Nachrichten sieht. Ich denke diese Frau lebt in einem Wolkenkuckucksheim. Echt.

Mal ganz davon abgesehen, dass es überall auf der Welt Kriege gibt, das Quälen und Foltern von Tieren zunimmt, die Dummheit der Menschheit tatsächlich unendlich ist und das Klima und vielleicht Corona uns alle ausmerzt, ist die Welt doch wirklich ein furchtbar sicherer Ort….

Vor zwei Nächten durfte ich das auch wieder erfahren. Die Wahrscheinlichkeit von ungefähr 0% schlug wieder zu. Um 3:46 Uhr mitten in der Nacht begann unser Hund zu bellen. Das macht er normalerweise nicht. Wenn er tatsächlich nachts nochmal raus muss, steht er an meinem Bett, direkt am Ohr und wufft einmal kurz und laut hinein. Das reicht.

Im Halbschlaf habe ich erst einmal nicht darauf reagiert, da ich dachte mein Mann sei bereits für die Frühschicht aufgestanden und würde auf den Hund schon reagieren. Aber ich hörte plötzlich, wie er aus dem Bett aufstand. Selbst da war ich nur verwundert, wollte aber weiterschlafen.

Kurz darauf hörte ich den Besten aller Ehemänner laut „He!“ schreien und riss mir die Schlafmaske vom Kopf (ich leide unter Schlaf-Apnoe) und sprang aus dem Bett. Ich dachte, es wäre mal wieder eine fremde Katze hereingekommen und der Hund mit ihr beschäftigt. Er versucht die immer zu verscheuchen, da unser Haus das Revier unserer eigenen Katzen ist und er das sehr eng sieht.

Statt dessen teilte mir mein Männe aber mit, dass er gerade einen fremden Mann aus dem Flur verscheucht hatte, der in meiner Umhängetasche gewühlt hatte. Erkannt hat er nichts, er trug noch keine Brille auf der Nase und so war „groß, schlank, grauer Kapuzenpulli“ das Einzige, was er als Beschreibung liefern konnte.

Ich warf mir ein Kleid über, setzte meine eigene Brille auf, schnappte mir ein Messer und den Hausschlüssel und lief hinaus. Unser Tor war aufgehebelt worden und stand offen. Ich lief noch auf die Straße, schaute nach, ob bei Nachbars alles in Ordnung war. Die beiden sind über 80 und ich befürchtete, da wäre auch etwas passiert – aber zum Glück war alles ruhig.

Ich weiß immer noch nicht, wieso ich diese Reaktion hatte, es ist im Grunde völlig illusorisch zu denken, ich hätte – selbst mit Messer – einem ausgewachsenen Mann etwas entgegenzusetzen. Ich habe nicht nachgedacht, nur reagiert.

Nachdem ich das Tor wieder verschlossen hatte – unsere Hunde hätten das sonst als Einladung betrachtet – ging ich wieder hinein und rief die Polizei an. Geklaut wurde zwar nichts, aber sie mussten Bescheid wissen, denn selten bricht jemand nur einmal irgendwo ein und lässt es dann.

Zehn Minuten später war der erste Streifenwagen da, nahm alles auf während der zweite Streifenwagen die Umgebung absuchte.

Nachdem alle Formalitäten erledigt waren, fuhren die Polizisten wieder weg und mein Mann fuhr zur Arbeit. Und jetzt, nachdem alles vorbei war, ich alle Fenster verrammelt und die Haustür verschlossen hatte, kam der Schock durch. Mir wurde eiskalt, ich zitterte und musste mit Wintersachen ins Bett, 3 Decken über mir. es dauerte ewig, bis mir ansatzweise warm wurde und das Zittern aufhörte. Bei jedem Geräusch schreckte ich hoch.

Die Welt ist ja ein so sicherer Ort….

Wir beide sind geschockt, der Einzige, der profitiert hatte von dem Einbruch war unser Hund, der mit Leckerchen und Lob überschüttet wurde und überhaupt keine Ahnung hatte, was er denn so gut gemacht hatte. Die Leckerchen nahm er trotzdem.

Als ich wieder halbwegs klar denken konnte, dachten wir nach, wie wir unser Haus sicherer machen könnten. Immer geschlossene Fenster geht gar nicht, es heißt zwar, es wäre noch niemand erstunken, aber schon viele erfroren, aber frische Luft ist etwas, auf das ich nicht verzichten will.

Also was tun, sprach Zeus. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Blitz zweimal an derselben Stelle einschlägt, ist zwar gering, aber die Welt ist ja angeblich auch ein sicherer Ort.

Die erste Entscheidung war leicht. Eine Kamera muss her, die den Eingang bzw. die Einfahrt bewacht. So bekommt man dann schöne Bilder vom Täter, den wir ja sonst nicht beschreiben können. Ohne Brille, blind wie zwei Maulwürfe.

Allerdings sollte die ganze Sache nicht unser Budget sprengen, dass wir gerade sehr ausreizen, da wir eine Photovoltaik-Anlage auf das Dach bekommen. Solche Sachen passieren ja immer zur Unzeit.

Wir dachten dann an eine Wildkamera mit unsichtbarem Blitz, die keine Tiere erschreckt und uns auch zeigt, was sich so an Vierbeinern auf unserem Grundstück tummelt.

Dann machten wir uns Gedanken um die Fenster. Wie verhindert man ein Eindringen durch Fenster? Die traurige Antwort ist: Kann man nicht.

Das Einzige, was man machen kann, ist das Eindringen zu erschweren bzw. zu verzögern. Je länger es dauert ein Fenster zu öffnen, umso eher ist man alarmiert oder der Täter gibt auf.

Bei geschlossenen Fenstern scheinen Einbrecher drei Methoden zu favorisieren:

  1. Das Fenster einfach aushebeln. Das geht laut einem Video eines Fensterherstellers in Minutenschnelle. Egal ob verriegelt oder nicht. Allerdings macht das Krach und man braucht stärkeres Werkzeug.
  2. Glas aufschneiden und den Fensterhebel drehen. Macht keinen Krach, man braucht nur Glasschneider.
  3. Gekipptes Fenster: Reingreifen, Fensterhebel drehen. Ohne Werkzeug, ohne Krach.

Da wir gekippte Fenster bevorzugen, würde also ein abschließbarer Fenstergriff die Sache erschweren und unser Hund hätte Gelegenheit uns aus dem Bett zu jagen.

Es gibt diverse Fenstergriffe, die alle versprechen kindersicher zu sein und einbruchssicher. Wie wir jedoch erfahren haben, ist einbruchssicher ein Versprechen, dass keiner davon halten kann. Die beste Variante ist ein Fenstergriff mit Alarm, aber der kostet dann auch. Wenn man 10 Fenstergriffe braucht, ist ein Preis von 70 Euro pro Griff ganz schön hoch.

Unser zweiflügeliges Tor ist natürlich auch ein Problem. Man kann zwar abschließen, aber wenn man eine Seite aushebelt, dann kann man das umgehen.

Es gibt wohl drei Stufen zur Einbruchs-Erschwerung. Stufe 1 ist leichter Schutz, der Täter kann nicht mal eben so arbeiten und braucht leichtes Werkzeug. Stufe 2 ist mittlerer Schutz, hier dauert es länger (ca. 3 Minuten), bis der Täter hinein kann und mehr Werkzeug. Stufe 3 ist dann schwerer Schutz, hier wird schweres Werkzeug benötigt, es dauert bis zu 5 Minuten zum Einbruch und je nach Ausstattung wird Alarm gegeben.

Prinzipiell kann man also einen Einbruch nicht verhindern. Außer man wendet Methoden an wie Starkstromzaun oder sonstige nicht erlaubte Maßnahmen, wie man sie aus Gefängnis-Serien kennt.

Was man aber machen kann, ist eine Portion Schwierigkeit hinzufügen. Sei es ein Riegel am Tor, abschließbare Fenstergriffe oder Kameras. Je schwieriger es wird einzubrechen, umso eher gibt der Täter auf oder muss so viel Energie hineinstecken, dass es sich nicht lohnt. Je mehr Krach er beim Einbruch macht, umso höher die Chance, dass man selbst oder ein Nachbar aufmerksam wird und die Polizei verständigt wird.

Ich habe recherchiert und präsentiere hier drei Lösungen, für den schmalen, den mittleren und den gehobenen Geldbeutel. Es ist traurig, dass man so etwas empfehlen muss, aber wir dachten auch immer „bei uns passiert das nicht“. Aber auch ein Hund im Haus schreckt nicht ab und durch Berichte unseres Erlebnisses haben wir erfahren, dass es durchaus vorkam, dass sogar der Hund mit geklaut wurde.

Hier nun die Ergebnisse:

 

Torverriegelung Kamera Fenstersicherung Preis
  1. Riegel für 10 Euro
  2. Kamera für 60 Euro (ohne Batterien und SD Karte) – Stromversorgung über Netzteil möglich (nicht enthalten)
  3. Fenstergriffe 8 Stück für 30 Euro.

Insgesamt 100 Euro für Stufe 1 Schutz, wenn man Karte und Netzteil dazukaufen muss, legt man 20 Euro drauf.

 
  1. Riegel für 42 Euro
  2. Kamera für 280 Euro mit Festplatte und App
  3. Fenstersicherung für 2 Fenster, 1 Tür mit schrillem Alarm, Starterkit für 47 Euro, zusätzliche Fenstersensoren je 17 Euro
Wie im obigen Beispiel bei 8 Fenstern ein Kostenpunkt von rund 425 Euro
Für ein zweiflügeliges Tor mit Hebebolzen sind die obigen Verriegelungen die besten, die wir finden konnten. Das Problem ist ja, dass man den Hebebolzen anheben und dann das Tor aufdrücken kann, wobei das Schloss auseinandergedrückt wird. Da ist ein Riegel die bessere Variante. Oder ein hohes Tor, über das man nicht hinübergreifen kann.
  1. Riegel wie die oberen
  2. Kamerasystem für 660 Euro mit Festplatte, Alarm und Liveüberwachung
  3. Fenstergriffe für 95 Euro das Stück mit Alarmfunktion
Bei 8 Fenstern wie im ersten Beispiel macht das rund 700 Euro.

Wer umfassenderen Schutz möchte, muss sich eine Alarmanlage anschaffen, die auf das Haus oder die Wohnung abgestimmt ist. Hier noch ein Rat: Die Kamerasysteme mit Alarm und App zur Live-Verfolgung sind zwar ganz toll, aber sie können natürlich von einem professionellen Einbrecher gehackt werden. Hier sind Systeme besser, die nicht auf WLAN zugreifen.

Wenn man Haustiere hat, muss man auf Systeme zurückgreifen, die einen „Haustier Erkennungsschutz“ (Pet immune) haben, sonst kann es passieren, dass man 10 mal pro Nacht durch die Katze oder den Hund geweckt wird. Mit schrillen Tönen. Nicht gerade erstrebenswert.

Also ein einfacher Schutz ist schon mit geringerem Aufwand machbar und lässt einen ruhiger schlafen.

Apropos schlafen: die meisten Einbrüche passieren zwischen 1 und 3 Uhr nachts.

Ich hoffe, ich konnte hier ein bisschen Hilfestellung geben und zeigen, dass ein wenig Sicherheit nicht unerschwinglich ist.