Wahlkampf 2025

Und wieder einmal ist es soweit, wir befinden uns mitten im Wahlkampf. Wieder einmal stellen sich mir die Haare auf, wenn ich die Plakate der einzelnen Parteien sehe und lese, was sie dort für Slogans stehen haben.

Volt – Wir holen uns die Zukunft zurück

Ganz toll – nicht. Die Zukunft ist etwas, das für uns unerreichbar ist. Wir sind sozusagen gefangen in der Gegenwart. Wir können die Vergangenheit nicht ändern und die Zukunft – da sie nicht einmal stattgefunden hat – auch nicht zurück holen. Von wo auch immer. Wir können mit unseren gegenwärtigen Handlungen die Zukunft beeinflussen, man könnte also sagen, wir gestalten die Zukunft neu, aber zurück holen? Das würde bedeuten, sie hätte schon stattgefunden. Womit sie Vergangenheit wäre. Setzen, sechs.

Die Linke – Ist Dein Dorf unter Wasser, steigen Reiche auf die Yacht.

Dieser Slogan ist so dermaßen dämlich, da fehlen einem doch glatt die Worte. Vor meinem geistigen Auge fährt gerade eine riesige Yacht durchs Ahrtal, zwischen aus den Fluten ragenden Häuserdächern hindurch, an Bord Champagner trinkende Personen. Was haben sich die Werbeleute dabei gedacht? Haben sie dabei überhaupt gedacht? Oder sind sie im Champagnerrausch über die Tastatur gefallen? Genauso hübsch ein anderer Slogan: Ist Deine Miete zu hoch, freut sich der Vermieter. Nein. Nein, nein, nein. Ist meine Miete zu hoch, muss ich umziehen oder mache Mietschulden, beides keine Situationen, über die sich ein Vermieter freut. Ersteres bedeutet Arbeitsaufwand, Letzteres bedeutet leere Kassen. Noch ein Spruch: Ist Dein Einkauf zu teuer, macht ein Konzern Kasse. NEIN! Ist der Einkauf zu teuer, kann man ihn nicht bezahlen. Da macht also kein Konzern Kasse. Angeblich setzen die Linken ja auf soziale Themen. So nicht, setzen, sechs.

Bündnis 90/Die Grünen – Natur und Klima: Schützen!

Man ist echt fassungslos, wenn man das mal so durchdenkt. Die Grünen wollen also die Natur und das Klima schützen. Jetzt auf einmal. Nachdem sie in den letzten drei Jahren in der Ampelregierung alles getan haben, um Natur und Klima zu zerstören. Das fängt damit an, dass Gas aus den USA importiert wird. Frackinggas. Das schon bei der Förderung die Natur belastet, dann umweltbelastend verflüssigt wird und noch umweltbelastender per Schiff über den großen Teich geschippert wird, um dann in umweltbelastenden LNG Terminals zu landen. Oder Gas- und Ölheizungen für alle verbieten und auf Wärmepumpen setzen, deren Strombedarf durch den Bau neuer Gaskraftwerke gedeckt werden soll. Sie wollen auch Schulen und Kitas sanieren. Das ist jetzt gar nicht Bundessache sondern Ländersache aber vielleicht wollen sie das bezuschussen? Hätten sie das nicht in den letzten drei Jahren schon tun können? Frieden in Freiheit sichern, sagt die Partei, deren weibliches Aushängeschild verkündet hat, dass wir im Krieg mit Russland sind. Ja nee…ist klar. Leben wollen sie bezahlbar machen, nachdem sie mit ihrer Energiepolitik die Preise so dermaßen in die Höhe getrieben haben, dass dem Otto-Normal-Verbraucher die Tränen in den Augen stehen. Ich vergebe aber keine sechs, sondern eine fünf, für die Zuversicht von Habeck, der die tatsächlich empfindet und zuversichtlich ist, dass er der neue Kanzler wird. Auch träumen darf erlaubt sein.

AfD – Zeit für sichere Grenzen

Die AfD setzt auf Zeit. Zum Beispiel Zeit für sichere Grenzen. Ja wirklich, endlich sichere Grenzen, das wäre doch wirklich beruhigend. Wenn unsere Grenzen denn unsicher wären. Welche Grenzen meint die AfD? Welche will sie denn sichern? Die in Syrien? Palästina? In der Ukraine? Die Antwort bleibt sie uns schuldig. Dafür will sie Zeit, dass sich Arbeit wieder lohnt. Das wollen wir wahrscheinlich alle, dummerweise handelt die AfD aber nicht danach. Denn bei der Abstimmung über die Erhöhung des Mindestlohns hat sie vornehm abgelehnt. Ging ja auch nur um das gemeine Fußvolk und nicht um die oberen Zehntausend. Dann will sie Zeit für ein Land, das Heimat bleibt. Hier kann ich nur verständnislos mit dem Kopf schütteln. Was um alles in der Welt soll das bedeuten? Welches Land läuft denn gerade Gefahr keine Heimat mehr zu sein? Deutschland ja wohl kaum, also für welches Land setzen sie sich da ein? Ein weiteres Rätsel, wie das um die sicheren Grenzen. Dann ist es für sie Zeit, Illegale abzuschieben. Netter Versuch. Erstens werden Illegale schon abgeschoben und zweitens ist das leider nicht so einfach. Denn um sie abzuschieben, muss es ein Land geben, dass sie aufnimmt. Bevorzugt das Heimatland, aber die wollen die Leute auch nicht. Die AfD weiß um die Gesetze und Probleme, stößt also nur heiße Luft aus, denn ändern kann sie das auch nicht. Zeit für Kernkraft. Der war auch gut. Selbst wenn wir das wollten, es geht gar nicht. Laut den Energiekonzernen sind die Abbauarbeiten der Kernkraftwerke schon zu weit fortgeschritten, um sie wieder in Betrieb zu nehmen. Es müssten also neue Kraftwerke gebaut werden aber aus ganz komischen Gründen will die ja keiner vor der Tür haben. Zeit für Frieden – okay, laut unserer Außenministerin sind wir ja im Krieg, allerdings finden keine Kriegshandlungen statt. Aber da kann man zustimmen. Bei Zeit, wieder stolz zu sein bin ich wieder raus. Worauf? Warum sind wir es jetzt nicht? Zeit für Alice Weidel. Nein, lieber nicht. Alice Weidel ist die Galionsfigur der AfD, nur ist sie nicht der Kapitän. Das sind rechte Genossen im Hintergrund, also nein, besser keine Zeit für Alice Weidel. Das Wahlprogramm bekommt eine sechs, setzen.

CDU – Fleiß muss man wieder im Geldbeutel spüren

Ich habe bisher erst zwei Wahlplakate der CDU gesehen. Eines unserer alterslosen CDU Mitbürgerin Jana Schimke, die seit Jahren – wenn nicht Jahrzehnten – immer dasselbe Foto verwendet und keinerlei Botschaft hinterlässt, außer, dass sie wohl immer jung aussehen will und das oben erwähnte Fleiß-Plakat. Dazu kann ich nur sagen: Hättet ihr mal FÜR die Erhöhung des Mindestlohns gestimmt, dann könnte ich euch glatt ernst nehmen. Auch die CDU will wieder stolz sein, sagt aber auch worauf. Nämlich auf unser Land. Warum sie derzeit nicht stolz darauf sind, ich weiß es nicht. Vielleicht entdecke ich ja demnächst weitere Plakate, dann trage ich sie nach. Bisher: setzen, sechs. Keine Botschaft und eine, die den bisherigen Handlungen widerspricht. Ich sage nur: 16 Jahre Deutschland herunterwirtschaften, alles aufnehmen, weil wir schaffen das ja und jetzt so tun als wäre man Heilsbringer.

FDP – Alles lässt sich ändern

Dies ist keine vertrauenerweckende Botschaft. So nach dem Motto: Ich probiere mal was aus, wenn es nicht klappt, ändere ich es wieder. Sicherheit bringt das nicht. Dann besonders hübsch: Vater Staat ist nicht Dein Erziehungsberechtigter. Hätte man da das „Vater“ nicht weglassen müssen? So ist das doch sehr widersprüchlich. Dann Schönreden ist keine Wirtschaftsleistung. Da stehe ich wieder und frage mich, was will die FDP uns damit sagen? Beziehungsweise was will sie denn tun? Dieser Wahlslogan verwirrt mich, weil mir hier absolut der Zusammenhang fehlt. Schulden. Kinder haften für ihre Eltern. Netter Slogan. Wenn ich sterbe, können meine Kinder das Erbe ausschlagen, dann haften sie für nichts. Staat und Personen sind Unterschiede. Ich bin mir auch sicher, wenn Kinder eine marode Brücke herunterstürzen und dabei zu Tode kommen, hätten sie gerne für die Schulden gehaftet, die die Sanierung der Brücke gekostet hätte. Setzen, sechs.

SPD – Mehr für Dich. Besser für Deutschland

Als ich das sah, wäre ich vor Schreck fast über die Mittellinie gefahren. Das Konterfei unseres Noch-Kanzlers auf schwarz-rot-goldenem Hintergrund. Mehr für Dich. Mehr was? Mehr Cum-Ex? Mehr vergessene Taten? Mehr unfähige Kanzlerarbeit? Mehr davon, seine eigenen Leute nicht einigen zu können? Das soll besser für Deutschland sein? Der Kanzler, der abgewählt wurde, will besser für Deutschland sein? Auffällig ist, dass auf dem Plakat der obere Teil des Kopfes von Olaf Scholz fehlt. Vielleicht mehr Hirn für Scholz? Mit Sicherheit stabile Renten. Sagt die Partei, die mit dafür verantwortlich ist, dass unsere Rentenkassen für bestimmungsfremde Ausgaben missbraucht werden und wurden. Setzen, sechs Minus.

BSW – Unser Land verdient mehr

Ich hatte schon befürchtet, dass die Partei meiner Wahl auch eine inkompetente Werbeagentur beauftragt hat. Glücklicherweise ist es nicht so schlimm, wie ich befürchtet habe. Unser Land verdient mehr Kompetenz – aber die alten Parteien haben versagt. Da kann ich sogar vorbehaltlos zustimmen. Unser Land wünscht sich Frieden. Da war es dann doch. Wir haben Frieden, Sahra. Auch wenn Annalena was anderes sagt. Unser Land verdient mehr Lehrer und Ärzte. Streng genommen nicht das Land, sondern die Leute. Ich hätte da ein: WIR verdienen mehr Lehrer und Ärzte formuliert. Das Land selbst kann da nichts mit anfangen. Haarspalterei? Ich stehe voll und ganz hinter dem BSW, aber ich muss ja fair bleiben und da kann ich nicht hier über etwas hinwegsehen, was ich bei anderen anprangere. Unser Land verdient mehr Rente. Wie lange hat es denn gearbeitet und wie viele Rentenpunkte? Liebe Sahra, ich mache mein Kreuzchen trotzdem beim BSW, aber ich kann einfach nicht aus meiner Haut. Dumme Sprüche sind dumme Sprüche. Unser Land wünscht sich weniger Migration. Mehr Wohnungen. Ich bin sicher, unser Land wünscht sich weniger Menschen und mehr Platz für sich. Sorry Sahra, aber auch hier: setzen, sechs.

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